Aktion zur Europawoche: SchülerInnen der Jahrgangsstufe 10 im Gespräch mit dem Mitglied des Europäischen Parlaments Jutta Paulus

Am Freitag den 7.5.2021 hatten wir, alle SchülerInnen der Jahrgangsstufe 10 am Röka, die Gelegenheit, in einer Videokonferenz mit der Grünen-Politikerin und Mitglied des Europäischen Parlaments Jutta Paulus zu sprechen. Anlass des Austauschs war der Start in die Europawoche, in der wir als Europaschule jedes Jahr besondere Aktivitäten planen.

Eröffnet wurde die Veranstaltung von unserem Schulleiter Herrn Föhrenbacher und unserer Sozialkundelehrerin Frau Weber. Danach berichtete Frau Paulus zunächst von ihrer Arbeit als Parlamentsabgeordnete der EU. Wir erfuhren von ihrem umfangreichen und vielfältigen Arbeitsalltag, der sie z.B. als Ausschussvorsitzende auch schon mal in die Häfen Europas führt, um mit Verantwortlichen vor Ort über die CO2-Emmissionen der Schifffahrt in Europa zu sprechen. Es wurde aber auch deutlich, dass die Sitzungswochen in Straßburg und Brüssel viel Vorbereitung und Auseinandersetzung mit ganz unterschiedlichen Themen bedeuten.

Nach dem Einblick in ihren Alltag leitete unser SchülerInnen-Moderatorenteam die Fragerunde ein. Wir hatten zuvor sechs verschiedene Themenfelder ausgewählt und begannen mit dem Thema „Aktuelles“. Hier ging es hauptsächlich um die Coronapandemie. Frau Paulus sprach über die Probleme und Fehler, aber auch über die Dinge, die seitens der EU richtig gemacht wurden. Außerdem gab sie Informationen über die Impfstoffbeschaffung bekannt. Sie sagte zum Beispiel, dass zuerst mehrere Länder zusammen Impfstoff bestellen wollten, unter anderem auch Deutschland, und man sich hinterher über die Kostenteilung hätte einigen sollen, sodass der solidarische Gedanke der EU durchaus vorhanden war, aber die Umsetzung dann leider anders gelaufen sei.

Das zweite Thema war der Klimaschutz. Jutta Paulus beantwortete Fragen über die Klimaziele der EU und war zuversichtlich, dass das EU-Ziel der Klimaneutralität bis 2050 erreicht werden könne. Sie sagte zwar, dass die Klimapolitik durch die Pandemie ein bisschen in den Hintergrund geraten sei, aber trotzdem natürlich weiterhin ungeheuer wichtig sei. Zur konkreten Frage nach einem kostenlosen, öffentlichen Nahverkehr ist sie gespaltener Meinung, weil dadurch auch Fußgänger und Fahrradfahrer den Nahverkehr dann häufiger benutzen würden. Auch das Thema Atomausstieg wurde in dieser Fragerunde ausführlich von Frau Paulus behandelt.

Schließlich ging es um uns Jugendlichen und unsere Chancen, in der EU selbst etwas zu bewirken. Frau Paulus sagte, dass es das beste sei, Europa kennenzulernen und an Austauschen teilzunehmen, um begeisterter Europäer zu werden. Zu der Senkung des Wahlalters auf 16 antwortete sie knapp und kurz mit „Ja“ – sie befürwortet dieses Ziel.

In unserem vierten Thema ging es um die Zukunft und Erweiterung der EU. Frau Paulus erläuterte das Problem, dass man zwar noch weitere Staaten aufnehmen könnte, wenn sie den Werten der EU entsprächen und die Kopenhagen-Kriterien erfüllten, es allerdings schwer sei, Staaten wieder aus der EU auszuschließen, wenn sie den Werten der EU-Mitgliedstaaten nicht mehr gerecht würden. Als Beispiel nannte sie Ungarn und Polen, deren Regierungen deutliche Defizite im rechtsstaatlichen Bereich sowie die Einschränkung der Pressefreiheit zu verantworten hätten. Allerdings kann die EU Ungarn nicht so einfach ausschließen, da dies u.a. nur möglich ist, wenn alle Mitgliedsstaaten zustimmen. Da Polen aber mit Ungarn derzeit eine „Allianz“ bildet, sei der „Rauswurf“ quasi unmöglich.

Das fünfte Thema war die Flüchtlingspolitik. Es ging darum, was die EU machen kann, wenn sich Mitgliedsstaaten nicht an die vereinbarte Flüchtlingspolitik halten. Frau Paulus sagte, dass man letztlich nur effektiv Sanktionen verhängen kann.

In unserem letzten Thema ging es um die Energiepolitik der EU und auch Deutschlands. Auf die Frage, welche nachhaltigen Alternativen es zur Atomenergie gibt, antwortete Frau Paulus, dass man vor allem die Sonnenenergie durch Solaranlagen fördern müsse. Danach ging es um den Atomausstieg und was man tun kann, um andere EU-Länder von dem Atomausstieg zu überzeugen. Frau Paulus sagte, dass dies schwierig sei, da Länder wie Frankreich sehr abhängig von Atomenergie seien und den deutschen Atomausstieg eher kritisch betrachteten.

Dann war die Zeit auch schon vorbei und wir bedankten uns für das Gespräch.

Die Veranstaltung mit Frau Paulus war für die meisten SchülerInnen sehr interessant und bereichernd, weil wir viele neue Sachen quasi „aus erster Hand“ über die EU gelernt haben. Das Moderatorenteam hat die Veranstaltung gut geleitet und viele von uns würden uns über die Wiederholung einer solchen Austauschs – analog, irgendwann nach der Pandemie – sehr freuen!

Oliver P., 10c